Kinderanästhesie

Die Uniklinik Köln besitzt eine Kinder- und Jugendmedizin mit großem Perinatalzentrum, eine Abteilung für spezielle Kinderchirurgie und eine Abteilung für Kinderherzchirurgie. Ebenso gibt es in der Neurochirurgie, Orthopädie/ Unfallchirurgie, Mund-Kiefer- und Gesichtschirurgie, HNO und Augenheilkunde auf Kinder spezialisierte Bereiche. Narkosen oder Analgosedierung (milde Form der Narkose) werden bei Kindern auch für zahlreiche diagnostische Maßnahmen wie Herzkatheteruntersuchungen, Bronchoskopien, Punktionen, bildgebende Verfahren (MRT, CT, Szintigraphien etc) benötigt.

Das Altersspektrum der Kinder reicht von extrem frühgeborenen Kindern mit einem Gewicht von unter 500 g bis hin zu älteren Jugendlichen. Unter den betreuten Patienten sind viele Kinder und Säuglinge mit angeborenen Fehlbildungen (u.a. auch komplexen Herzfehlern), Kinder mit Behinderungen oder Kinder Tumorerkrankungen sowie verunfallte Kinder aus der Notaufnahme. Durch das große Perinatalzentrum liegt ein besonderer Schwerpunkt der Kinderanästhesie in der Versorgung von diesen zum Teil extrem kleinen Frühgeborenen.

Minimalinvasive endoskopische Operationen gewinnen auch im Kindes- und Säuglingsalter eine immer größere Bedeutung, was auch für die Anästhesie besondere Kenntnisse erfordert.

Regionalanästhesiologische Verfahren werden in vielen Fällen als Ergänzung zur Allgemeinanästhesie durchgeführt. Diese Verfahren erlauben es, die Vollnarkose noch schonender durchzuführen. Außerdem erlaubt die Regionalanästhesie in den meisten Fällen eine sehr gute Schmerzausschaltung in der Phase nach der Operation.

Für Eingriffe an der unteren Körperhälfte werden deshalb regelmäßig sogenannte Kaudalanästhesien durchgeführt. Operationsspezifisch kommen aber auch andere Regionalanästhesieverfahren zum Einsatz. Die Regionalanästhesie wird bei Kindern in der Regel in Narkose oder Sedierung, das heißt im Schlaf, durchgeführt.

Um die anästhesiologische Versorgung von Kindern in diesem breit gefächerten Spektrum von operativen und diagnostischen Bereichen sicher zu gewährleisten, stehen überall Anästhesisten und Anästhesiepflegekräfte mit spezieller Erfahrung in der Betreuung von Kindern zur Verfügung.
Zur Aufrechterhaltung des hohen Standards findet eine regelmäßige Fortbildung in Kinderanästhesie statt.

Auch bei kleinen Kindern, Säuglingen, Neu- und Frühgeborenen kann eine Narkose sicher durchgeführt werden. Da dies eine spezielle Expertise und Erfahrung in der Anästhesie bei diesen kleinen Kindern verlangt, hat die Uniklinik Köln ein spezielles Kinderanästhesieteam.

Kinderanästhesieleitungsteam

Dr.--Leister-Nicolas
Dr. Nicolas Leister, D.E.S.A., MHBA

Bereichsleitender Oberarzt Kinderanästhesiologie – und Intensivmedizin

Dr.--Menzel-Christoph
Dr. Christoph Menzel

Stellvertretende Bereichsleitung Kinderanästhesiologie- und Intensivmedizin

Dr.--Ulrichs-Christoph
Dr. Christoph Ulrichs, D.E.S.A.

Stellvertretende Bereichsleitung Kinderanästhesiologie- und Intensivmedizin

Für interessierte Kolleginnen und Kollegen aus externen Kliniken bieten wir Hospitationen an.

Patientensicherheit

Die Sicherheit unserer jungen und kleinsten Patienten steht für uns an oberster Stelle. Wichtige Faktoren für die Patientensicherheit sind:

Personelle Ausstattung und Kooperation

Alle Kindernarkosen werden von Anästhesisten mit langjähriger Erfahrung in der Kinderanästhesie durchgeführt. Entsprechend der Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) werden Kinder unter einem Jahr sowie schwerkranke Kinder immer von zwei Anästhesisten und einer in Kinderanästhesie ausgebildeten Anästhesiepflegekraft versorgt. Mit den operativen Abteilungen einerseits und der Kinderklinik andererseits findet ein enger Austausch statt, um alle Aspekte einer sicheren Patientenversorgung zu berücksichtigen.

Monitoring der Narkosetiefe und der Sauerstoffversorgung des Gehirns

Damit Ihr Kind sicher ausreichend tief schläft, kann die Narkosetiefe gemessen werden. Auch die Hirndurchblutung und Hirnsauerstoffverversorgung können mit speziellen Monitoren (NIRS -Near InfraRed Spectroscopy) überwacht werden.

Spezielles Equipment zur Sicherung der Atemwege und Kontrolle der Beatmung

Für die Sicherung der Atemwege steht ein umfangreiches Instrumentarium zur Verfügung, was auch bronchoskopische und Video-unterstützte Verfahren einschließt, die in speziellen Fällen erforderlich sind. Die Beatmung wird durch eines der modernsten Narkosegeräte gesteuert und überwacht. Sowohl die Sauerstoffzufuhr als auch das Abatmen von Kohlendioxid werden kontinuierlich überwacht.

Überwachung der Kreislauffunktion

Neben der routinemäßigen EKG- und Blutdrucküberwachung besteht - soweit erforderlich - auch jederzeit die Möglichkeit zur Durchführung einer Echokardiographie (Herz-Ultraschalluntersuchung).

Ultraschall

Ein modernes Ultraschallgerät, welches die unter der Haut liegenden anatomischen Strukturen sichtbar macht, steht für die Anlage von zentralen Venenkathetern, für Regionalanästhesieverfahren sowie bei schwierigen Venenverhältnissen zur Verfügung.

Hinweise für Eltern

Es ist uns ein ganz besonderes Anliegen, dass Ihr Kind sicher und angenehm versorgt wird, und dass Sie alle wichtigen Informationen bekommen – angefangen vom Narkoseverfahren, über den Ablauf der Narkose im OP bis hin zur Phase nach der Operation.

Das Vorbereitungsgespräch

Vor der Operation oder dem diagnostischen Eingriff findet ein Aufklärungsgespräch statt. Es ist von besonderer Bedeutung, dass Sie uns alle wichtigen Information zum Gesundheitszustand Ihres Kindes mitteilen - dazu gehören unter anderem Vorerkrankungen, Dauermedikation, Infektionsstatus, Impfungen, Allergien und bisherige Narkoseerfahrungen. Darauf aufbauend werden das Vorgehen bei der Anästhesie sowie die Vorteile bestimmter Narkoseverfahren besprochen. Nutzen Sie dieses Gespräch bitte für all Ihre Fragen.

Regionalanästhesiologische Verfahren in Ergänzung zur Allgemeinanästhesie werden wir in vielen Fällen vorgeschlagen. Diese Verfahren erlauben, die Vollnarkose und deren Nebenwirkungen, insbesondere auch Übelkeit und Erbrechen nach der OP, stark zu mindern; außerdem erlaubt die Regionalanästhesie in den meisten Fällen eine gute Schmerzausschaltung in der Phase nach der Operation.

Ablauf am OP-Tag

Für Operationen in der Kinderchirurgie steht im zentralen Operationstrakt des Hauptgebäudes (Ebene 1) ein besonderer Kindervorbereitungs- und Kinderaufwachraum zur Verfügung. Auf Wunsch können Sie in den meisten Fällen bis zum Einschlafen Ihres Kindes und beim Erwachen anwesend sein.

Nüchternheit

Ein sehr seltenes Ereignis bei Narkosen besteht in der sogenannten Aspiration. Das bedeutet, dass Mageninhalt erbrochen wird und anschließend (in Narkose) in die Lunge laufen kann, was zu einer Lungenentzündung führen kann. Um das Risiko zu minimieren, gelten folgende wichtige Regeln bezüglich der letzten Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme:

  • bis 6 Stunden vor Narkosebeginn ist feste Nahrung erlaubt
  • bis 4 Stunden vor Narkosebeginn ist (Fertig-)Flaschenmilch bei Säuglingen erlaubt
  • bis 4 Stunden vor Narkosebeginn ist bei Kleinkindern und Jugendlichen ein Protein-/Carbodrink oder Joghurt (jeweils ohne feste Bestandteile; bis max.150g) erlaubt
  • bis 3 Stunden vor Narkosebeginn ist Muttermilch bei Säuglingen erlaubt
  • bis 1 Stunde vor Narkosebeginn darf und soll klare Flüssigkeit (Tee, Apfelsaft, Wasser) in allen kindlichen Altersklassen getrunken werden.

Es ist kein Vorteil, Kinder länger nüchtern zu lassen!

Lokalanästhesie-Creme /Lokalanästhesie-Pflaster

Um die Anlage einer Venenverweilkanüle noch angenehmer zu gestalten, bekommen möglichst alle Kinder rechtzeitig, das heißt ca. 30-60 Minuten vor Narkosebeginn ein lokal betäubendes Pflaster an ein oder zwei Stellen an Händen und/oder Füßen aufgebracht. Für ambulante Eingriffe lassen Sie sich das Pflaster bitte mitgeben, damit Sie es bereits zu Hause anbringen können.

Beruhigungssaft oder Beruhigungstablette

In vielen Fällen bekommen die Kinder vor der Narkose einen "Beruhigungssaft" (ältere Kinder eine Tablette), damit sie ganz besonders ruhig einschlafen. In Einzelfällen und dann, wenn Ihr Kind bereits einen Venenzugang hat, kann darauf auch verzichtet werden. Letzteres gilt für fast alle diagnostischen Eingriffe.

Hospitationen

Auf Grund von jährlich über 5000 Kindern, die mit einem breiten operativen und diagnostischen Spektrum jährlich behandelt und anästhesiologisch betreut werden, bieten sich günstige Voraussetzungen für Hospitationen. Je nach Interesse kann das Programm für die Hospitation unterschiedlich gestaltet werden.

Schwerpunkt ist immer die Kinderanästhesie in der klassische Kinderchirurgie und ein sicheres anästhesiologisches Atemwegsmanagement. Darüber hinaus bestehen aber auch Möglichkeiten zur Begleitung der Anästhesie in anderen Bereichen:

  • in der breit gefächerten Kinderdiagnostik mit zwei Kinderdiagnostikteams (MRT, Punktionen, Bronchoskopien, Herzkatheter u.a.),
  • im Kardio-OP und im kinderherzchirurgischen Intensivbereich, wo komplexe kinderkardiochirurgische Eingriffe durchgeführt und postoperativ betreut werden,
  • bei der Anästhesie bei Frühgeborenen im Perinatalzentrum,
  • in der HNO, MKG, Augenklinik, Neurochirurgie und anderen Bereichen.

Zur Planung einer Hospitation bitten wir alle Interessenten das kurze Hospitationsformular auszufüllen und uns mit der Bewerbung für die Hospitation zuzusenden. Dies erleichtert uns die Planung und soll Ihnen eine bestmögliche Hospitation ermöglichen.

Aktuell müssen Hospitationen aufgrund der Corona-Pandemie leider bis mindestens Ende März 2021 ausgesetzt werden. Anfragen für spätere Zeitpunkte nehmen wir aber gerne entgegen.