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05.12.2022 Anästhesiologie

Karl-Thomas-Preis für Prof. Hucho

Entdeckung neuer Schmerzmechanismen

Prof. Dr. Tim Hucho, Foto: Michael Wodak
Prof. Dr. Tim Hucho, Foto: Michael Wodak

Univ.-Prof. Dr. Tim Hucho, Leiter der Arbeitsgruppe Translationale Schmerzforschung an der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin der Uniklinik Köln und der Medizinischen Fakulät, hat für sein langjähriges Engegament in der anästhesilogischen Forschung aus Anlass seiner Arbeit „Depolarization induces nociceptor sensitization by CaV1.2-mediated PKA-II activation; Isensee J et al. J Cell Biol. 2021“ den mit 2.500 Euro dotierten Karl-Thomas-Preis der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) im Rahmen der DAGI-Jahrestagung in Berlin erhalten.

Nach Verletzungen können Schmerzen spontan auftreten. Solch langanhaltende Schmerzaktivität führt zu Chronifizierung von Schmerz. Was solche Spontanschmerzen hervorrufen kann, ist Gegenstand aktueller Forschung.

Prof. Huchos Arbeitsgruppe konnte erstmalig zeigen, dass bereits eine einzelne starke Aktivierung von schmerzinitiierenden sogenannten nozizeptiven Neuronen intrazelluläre Prozesse anstößt, die zu einer starken und sehr langanhaltenden Überempfindlichkeit (Hyperalgesie) dieser Neuronen führen. Diese Prozesse ähneln weitgehend Prozessen, die im Gehirn als Grundlage für Lernen und Gedächtnis angenommen werden. Eine weitere Aktivierung der schmerzinitiierenden Nervenzellen wird dadurch stark erleichtert, was zu einem sich selbstverstärkenden langanhaltenden Teufelskreis führen kann, der interessanter Weise nicht durch z.B. Opioide unterbrochen werden kann.

Die Arbeit zeigt grundlegend, dass nozizeptive Neuronen nicht nur als einfacher unveränderlicher Sensor dienen. Vielmehr „erlernen“ sie unter gewissen Umständen durch die Aktivierung. Es gilt anschließend zu untersuchen, in welchen klinisch relevanten Schmerzszenarien dieser Mechanismus eine Rolle spielt, und ob die in diesen Prozess involvierten Cav1.2 Kanäle und die sog. PKA-Typ II als therapeutische Targets geeignet sind.

Dieser traditionsreiche Wissenschaftspreis ist gleichzeitig der älteste Preis von B. Braun Melsungen und wird seit 1959 jährlich verliehen. Er geht zurück auf Dr. Bernd Braun, der mit diesem Preis seinen wissenschaftlichen Lehrer Prof. Dr. Karl Thomas und dessen Verdienste um die biomedizinische Forschung würdigen wollte.